Wie funktioniert ANR?

ANR ist ein medikamentöses Verfahren für den Opioidentzug, welches unter Narkose in einem Spital durchgeführt wird. Für die Anwendung ist es egal, ob es sich um Drogen (beispielsweise Heroin), Substitutionsmedikamente (beispielsweise Methadon) oder Schmerzmittel handelt.

Das ausführliche Dokument zum Ablauf der Behandlung finden Sie hier.

Die Behandlung umfasst vier Schritte:

  • Information, Screening und Vorabklärungen
  • Klärung der Finanzierung
  • Behandlung auf der Intensivstation
  • Nachbetreuung

Information, Screening und Vorabklärungen

Einer der wichtigsten Schritte zum Behandlungserfolg ist eine ausführliche Information über das Verfahren. Dieser Erstkontakt findet in der Regel in der Arztpraxis Bälliz 75 in Thun durch Dr. med. Daniel F. Beutler statt.

Am Anfang steht eine ausführliche Anamneseerhebung. Diese dient neben der Aufnahme der Substanzengeschichte der Erfassung allfälliger relevanter Nebenerkrankungen, Medikamenten-Unverträglichkeiten oder -Allergien und potentieller Risiken beim Anästhesieverfahren. Weiter sollen der psychosoziale Hintergrund, wichtige biografische Daten, sowie Ressourcen für die weitere Behandlung erfasst und dokumentiert werden.

Danach wird anhand der Anamnese und/oder den Angaben von Zuweisenden eine Laboruntersuchung angeordnet und es erfolgt eine körperliche Untersuchung, sowie ein EKG und ev. eine Spirometrie. Je nach Befund dieser Abklärungen werden allfällige weitere Tests (Röntgen, Echokardiografie, Ultraschall, etc..) durchgeführt. Diese Abklärungen können in der Regel beim Hausarzt gemacht werden.

Klärung der Finanzierung

Da das ANR Verfahren in der Schweiz (noch) nicht von den Krankenkassen bezahlt wird, muss es in der Regel privat finanziert werden. Wir sind Ihnen bei der Klärung von Finanzierungsmöglichkeiten gerne behilflich.

In der Schweiz gibt es Stiftungen, welche gemäss Stiftungszweck abstinenzorientierte Behandlungen bei Abhängigkeitserkrankungen unterstützen. Gerne beraten wir Sie zu diesem Punkt.

Die Behandlungskosten sind von diversen Faktoren (z.B. Eurokurs, etc..) abhängig und werden laufend neu kalkuliert. Den aktuellen Betrag teilen wir Ihnen gerne auf Anfrage hin mit. Verschiedene Leistungen (z.B. Vorabklärungen, ein Teil der Nachbehandlung, etc..) können via Krankenassen abgerechnet werden.

Bitte beachten Sie, dass der gesamte Betrag spätestens eine Woche vor Behandlungsbeginn eingezahlt werden muss.

Behandlung

Für das ANR-Verfahren ist ein Team mit einem erfahrenen Anästhesisten und einer Anästhesie- oder Intensivpflegefachperson zuständig.

Vor dem eigentlichen ANR-Verfahren werden Substanzen zur Stabilisierung, resp. Regulierung des Kreislaufsystems verabreicht. Dies dient der Kontrolle der Stressreaktionen (z.B. Blutdruck- und Pulsanstieg, etc..) während dem Entzugsverfahren. Während dieser Phase werden auch die noch im Körper (v.a. im Fett- und Knochengewebe) vorhandenen Opioide durch ein Ansäuern des Stoffwesels mit Ascorbinsäure (Vitamin C) mobilisiert.

Danach wird der Patient schrittweise sediert, für ca. 5 bis 6 (selten länger) Stunden in einen Tiefschlaf versetzt und dabei auf der Intensivstation bezüglich Vitalfunktionen kontinuierlich überwacht.

Während dieser Zeit werden in mehreren Zyklen die Opiatrezeptoren geblockt und so einerseits das Entzugsverfahren eingeleitet, andererseits die Regulation der Opioidrezeptoren angestrebt. Das geschieht durch eine fraktionierte u.a. aufgrund der individuellen Substanzenanamnese ermittelte Dosis Naltrexin®. Nach jedem solchen Behandlungsschritt wird die Adaptation mit Erreichen eines stabilen Zustandes (steady state) angestrebt.

Danach werden die Patienten schrittweise geweckt und weiter überwacht. Je nach Verlauf können sie schon bald von der Intensivstation auf die Normalstation verlegt werden.

Nachbetreuung

Am Tag nach dem ANR-Verfahren beginnt die Konsolidierungsbehandlung mit Naltrexin® in Form einer täglichen Einnahme in Tablettenform. Diese gewährleistet die anhaltende Blockade der Rezeptoren und verhindert so ein Wiederaufflammen des Verlangens nach Opiaten. Auch hier erfolgen die Dosierung und die Dauer der Naltrexon-Behandlung individuell.

In den folgenden Tagen werden die Patienten angehalten, möglichst rasch wieder zu einer normalen Lebensroutine mit regelmäßiger Nahrungsaufnahme und angemessener körperlicher Aktivität zurückzukehren. Das dient u.a. der physiologischen «Induktion» des endogenen Opiatsystems, d.h. der Körper, resp. die Körperwahrnehmung soll wieder auf einen normalen Level geeicht werden.

Nach ca. 12 bis 18 Monaten kann die Naltrexon-Behandlung in der Regel abgesetzt werden und die Opiatabhängigkeit ist nicht mehr vorhanden. Der Start in ein drogenfreies Leben.

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